Der Spendenkomplex
Das kalte Geschäft mit heißen Gefühlen
by Alexander Glück
Sicher ist: Angesichts wachsender Hungersnöte in vielen Regionen der Welt wird das Spenden neben politischen, ökonomischen Veränderungen wichtiger denn je. Nicht nur der jüngste Skandal um das Kinderhilfswerk UNICEF lässt viele Spender aber am Sinn des organisierten Massenspendens zweifeln. Zuviel Geld geht für Organisation und Akquisition von Spenden verloren, zu viele Spenden erreichen nicht ihr Ziel oder zementieren eine kolonialistische Ausbeutung. Alexander Glück, der selber einem Hilfswerk für rumänische Kinderheime zugearbeitet hat, untersucht aber nicht nur die zweifelhafte Effektivität vieler Spendenorganisationen, sondern genauso kritisch und aufschlussreich die Motive der Spender selber. Es geht um Emotionen und Reflexe (die von den Organisationen oft manipuliert werden), es geht um gönnerhafte Gesten, mit denen ein schlechtes Gewissen erleichtert wird, es geht um selbsternannte Samariter, bei denen demonstriertes Mitleid allein der öffentlichen Imagepflege dient, und es geht um den Schaden, den selbstherrliches und falsch organisiertes Spenden bei den Adressaten, den Hilfsbedürftigen, anrichtet. Das bedeutet aber keineswegs eine grundsätzliche Ablehnung des Spendens. Die sehr differenzierte, scharf argumentierende und mit konkreten Beispielen illustrierte Kritik der gegenwärtigen Spendenpraxis mündet vielmehr in konkreten Vorschlägen: Was muss sich ändern, damit Spenden wieder Helfen bedeutet ... Aktuelle, brisante Fragen: Wofür spendet man? Was geschieht mit den Spenden, wie wirken sie? Wie funktionieren und wie animieren Spendenorganisationen? Welche Motive begleiten das Spenden?