Daniel Goleman - Foreign Audio
Please contact anaban@gmail.com for information
View Rights PortalITBM is a government -linked limited company and its capital base is wholly owned by the Minister of Finance Incorporated (MKD). The administration of ITBM is supervised by the Ministry of Education Malaysia. Established to elevate the translation industry in Malaysia, handling matters related to translation, interpreting and knowledge transfer at all levels whether national or international. Also responsible for strengthening and increasing the publication of original works by local writers to boost the book industry in Malaysia.
View Rights PortalDie Rede war von fünf toten Füchsen, die an der ungarisch-serbischen Grenze auf der Straße lagen. Als die Männer vom Räumkommando dort ankommen, sind es Dutzende Kadaver, auch Hunde und Katzen – erschossen, wie sich herausstellt, von Grenzposten, die sich die Zeit vertreiben wollten. Der Krieg auf dem Balkan ist lange vorbei, dennoch sind es Erlebnisse wie diese, die den Erzähler in seine Vergangenheit zurückstoßen. Im Garten einer Berliner Klinik, in der er gestrandet ist, um seine quälenden Verdauungsprobleme loszuwerden, holt ihn die Musik eines Kusturica-Films ein, und er bricht in Tränen aus, „vielleicht, weil sie an die Oberfläche brachte, wovor er gerne weggelaufen wäre, jene alles verwüstenden, alles ausbeinenden Jahre, die einfach kein Ende nehmen konnten oder wollten, die immer noch andauerten“. Wer ist dieser Erzähler, der in einem reißenden Redestrom zwischen den traumatischen Schauplätzen seines Lebens hin und her taumelt? Einem Kadaverräumkommando angehörte, das einmal eine ganz andere Aufgabe übernommen hatte? Ist er Opfer, Täter? Ein Überlebender, der im Sprechen Heilung sucht? Der Jugoslawienkrieg und sein Nachleben haben Zoltán Danyi nie losgelassen – fast zwei Jahrzehnte lang scheiterte er an dem Versuch, eine monströse Realität einzufangen, die ihn selbst fast verschlungen hätte. Eines Tages war der Ton da – ein Sound, der einen beim Lesen bezwingt. Der Text schillert wie die Oberfläche eines verseuchten Gewässers. Schicht für Schicht wird sie abgedeckt. Ein Buch, gebaut wie ein komplexes Musikstück, dessen Schönheit Distanz und Berührung gewährt.
Ihr Schreiben kommt aus dem Schweigen. Aus der Präsenz der unerzählten Geschichten, die das Kind von Überlebenden des Holocaust umgab. Zsófia Bán, die sich mit Essays über W. G. Sebald, Imre Kertész und Susan Sontag einen Namen gemacht hat, wählt die Form des Schulbuchs, um ihren enzyklopädischen Lebensstoff Fach für Fach, von Geographie und Chemie bis Französisch durchzuarbeiten. In einer subtil ironischen, von Terézia Móra hinreißend vertonten Sprache erzählt sie vom Verschwinden eines Naturforschers im Dschungel von Laos, von der Reise des jungen Flaubert mit seinem Freund Maxime nach Ägypten oder von einem mitteleuropäisches Frauenleben, das vor Gewehrläufen an der Donau endete. Sie schmuggelt aber auch eine der großartigsten lesbischen Liebeszenen in ihre »Abendschule« hinein, die je geschrieben wurden. Alle Texte eint die Lust, Tabuisiertes, auch Abwegiges zu erkunden, um fürs Leben zu lernen − ein eminent kluges, erzählsüchtiges Buch.
Am Strand von Rio de Janeiro wird die kleine Anna im Getümmel von ihrer Mutter getrennt. Als das Mädchen sie nach kurzem albtraumhaften Verlorensein erleichtert am Wasser stehen sieht und sich ihr von hinten nähert, hört sie, wie die Mutter ein verzweifeltes »Sogar hier … sogar hier!« vor sich hinmurmelt. Was diese Worte bedeuten, vor allem aber wer ihre Mutter war, die sieben Sprachen sprach, aber mit ihrem Kind in keiner einzigen reden konnte, das begreift die Fotografin Anna erst Jahrzehnte später – als sie in einer Versuchsstation in der Antarktis das Naturphänomen des »White-out« aufnimmt, das alles verschluckende Weiß. Und Zsófia Bán ist eine so raffinierte Autorin, dass ihr Text in seinem Verlauf die traumatische Wahrheit eines Lebens allererst zu Tage zu fördert, die Erinnerung sich gleichsam im Augenblick des Erzählens ereignet. Emigration, Entwurzelung, der brutale Riss, der ein Leben in ein Davor und Danach teilt − diese Erfahrungen bilden das Gravitationszentrum der fünfzehn Geschichten des Bandes.
András Szabad wächst in einer ungarischen Kleinstadt auf, innig geliebt von seiner Mutter, einer Bibliothekarin. 1956 wird sein Vater wegen Teilnahme am Aufstand verhaftet. Als er nach drei Jahren völlig gebrochen nach Hause kommt, stirbt die Mutter – das Ende einer Kindheit. Mit dem Vater zieht er nach Budapest, und András entdeckt das Fotografieren. Die Kamera wird seine Leidenschaft, das Organ, mit dem er der Welt auflauert, sie sich vom Leib hält und aufs Bild bannt. Nie lässt er sie los, die Kamera ist immer dabei, auch wenn er sich verliebt. Als er Jahrzehnte später vom Unfalltod Évas erfährt, einer nach Amerika emigrierten Pianistin, mit der ihn eine Amour fou verband, beginnt er sein Leben niederzuschreiben – kurze Episoden, gestochen scharfe Dialoge, wie in einem Kammerspiel. Eine unheimliche Kälte und Einsamkeit durchweht diesen Künstlerroman, der um die Frage kreist, woher die Gewalt und die Verletzlichkeit kommen, die András in sich spürt. »Schöner hat lange niemand mehr von der Düsternis erzählt«, schrieb die FR über Attila Bartis und seinen Roman Die Ruhe. »Unerklärlich die atemberaubende Stilsicherheit« (ZEIT) des jungen Autors, seine »Leichtigkeit im Umgang mit der Last der Geschichte« (NZZ). Fünfzehn Jahre hat Attila Bartis an seinem nächsten Roman gearbeitet: Das Ende ist sein opus magnum: ein Werk, das mit unerbittlicher Genauigkeit von erotischer Abhängigkeit, Lüge und Erpressung erzählt.
In Terézia Moras Übersetzung sorgten sie vor Jahren für Begeisterung: die Minutennovellen von István Örkény, Kürzesttexte, »scharf, unerbittlich, gnadenlos: poetisch« (Péter Esterházy). Geschrieben in den wenigen freien Stunden, die er der Geschichte abtrotzen konnte. Diese Bedingungen galten noch radikaler für den dokumentarischen Roman Lagervolk. Örkény kam 1942 als jüdischer Arbeitsdienstler an die Ostfront. Das ungarische Armeekorps, in dem er diente, wurde Anfang 1943 am Don vernichtend geschlagen, die Überlebenden gerieten in Kriegsgefangenschaft. Zu Rodungsarbeiten an einer Bahnstation bei Tambow verurteilt, begann Örkény Aufzeichnungen zu machen - »mit etwas Bleistiftähnlichem auf Tabaksbeutel, die mir die Russen gegeben hatten«. Als sich herumsprach, daß er schrieb, strömten seine Leidensgenossen herbei. »Alle beeilten sich, etwas beizutragen: Daten, Erfahrungen, Namen, Tragödien, aber auch Anekdoten. Nicht ich habe dieses Buch geschrieben, sondern dreihunderttausend Ungarn in der Sowjetunion. Ich war nur ihr Chronist.« Zehn Lebensgeschichten, die weit in die Zwischenkriegszeit zurückgreifen, erweitern das Buch zu einer großen Erzählung voller ethnographischer und soziologischer Details. So präzise Hunger, Heimweh und Zwangsarbeit in Das Lagervolk geschildert sind, so unverkennbar atmet das 1947 veröffentlichte Werk den Geist der Hoffnung auf ein neues, freies, humanes Europa.
Ihr Schreiben kommt aus dem Schweigen. Aus der Präsenz der unerzählten Geschichten, die das Kind von Überlebenden des Holocaust umgab. Zsófia Bán, die sich mit Essays über W. G. Sebald, Imre Kertész und Susan Sontag einen Namen gemacht hat, wählt die Form des Schulbuchs, um ihren enzyklopädischen Lebensstoff Fach für Fach, von Geographie und Chemie bis Französisch durchzuarbeiten. In einer subtil ironischen, von Terézia Móra hinreißend vertonten Sprache erzählt sie vom Verschwinden eines Naturforschers im Dschungel von Laos, von der Reise des jungen Flaubert mit seinem Freund Maxime nach Ägypten oder von einem mitteleuropäisches Frauenleben, das vor Gewehrläufen an der Donau endete. Sie schmuggelt aber auch eine der großartigsten lesbischen Liebeszenen in ihre »Abendschule« hinein, die je geschrieben wurden. Alle Texte eint die Lust, Tabuisiertes, auch Abwegiges zu erkunden, um fürs Leben zu lernen − ein eminent kluges, erzählsüchtiges Buch.
Das Spektrum der Themen dieses Bandes ist weit gefaßt. Es reicht von der Frage nach der Ursache für die Häßlichkeit deutscher Städte (Daniel Kehlmann) über die Untersuchung der Demokratie als 'schlechtester Staatsform (abgesehen von allen anderen)' (Juli Zeh), das Nachdenken über den Zusammenhang von Sprache und Menschheitsgeschichte (Martin Walser) bis zur Abrechnung mit den Bescheidwissern (Georg Klein) und 'Strategien der Wiedergewinnung' durch Archivarbeit (Thomas Kling): aktuelle Fragen der Zeit, im politischen wie auch im unmittelbar persönlichen, literarisch-künstlerischen Sinn. Die Beiträge gehen zurück auf eine Veranstaltungsreihe am Literaturhaus Stuttgart, für die namhafte deutschsprachige Schriftstellerinnen und Schriftsteller exklusiv diese Texte geschrieben haben: Tankred Dorst, Felicitas Hoppe, Daniel Kehlmann, Georg Klein, Thomas Kling, Brigitte Kronauer, Hanns-Josef Ortheil, Georg M. Oswald, Ilma Rakusa, Martin Walser, Juli Zeh u. a.