Sheikh Zayed Book Award
The SZBA is presented to writers, intellectuals and publishers whose writings and translations of humanities have enriched Arab cultural, literary and social life.
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View Rights PortalDiese Ausgabe der »Suhrkamp BasisBibliothek – Arbeitstexte für Schule und Studium« bietet Heinrich von Kleists Drama »Das Käthchen von Heilbronn« nach dem Erstdruck des gesamten Textes aus dem Jahr 1810. Ergänzt wird diese Edition von einem Kommentar, der alle für das Verständnis des Dramas erforderlichen Informationen und Materialien enthält und den intertextuellen Charakter der Texte Kleists unterstreicht: die Entstehungsgeschichte, Dokumente zur zeitgenössischen Wirkung, einen Überblick Über die verschiedenen Deutungsansätze, Literaturhinweise sowie Wort- und Sacherläuterungen.
Dieser Band I der Werkausgabe enthält neben allen Gedichten, die der Autor zu Lebzeiten in Büchern, Zeitschriften, Zeitungen und an entlegeneren Orten veröffentlichte, auch sämtliche 120 im persönlichen Archiv Heiner Müllers hinterlegten unveröffentlichten Gedichte. Erstmals wird hiermit das gesamte lyrische Schaffen des Autors im Zusammenhang vorgestellt. Heiner Müller hat an der Vorbereitung dieses Bandes noch selbst teilgenommen, Material gesichtet und geordnet. Es entspricht seinem Wunsch, daß diese Ausgabe dem Prinzip »brutaler Chronologie« folgt. Bitte beachten Sie: Der Band enthält zwei Gedichte, die nicht von Heiner Müller, sondern von Günter Kunert stammen. Es handelt sich um die Texte »Impressionen am Meer« und »Die Uhr läuft ab«. Der Fehler wird in der nächsten Auflage des Bandes korrigiert.
The House of Lords has undergone significant change in recent years. The exclusion of the great majority of the hereditary peers in 1999 was intended as the first step in a two-stage reform process. But further reform has proved difficult to achieve and remains a matter of considerable controversy. Meanwhile, the present House has become more assertive, and is now widely recognised as making a substantial contribution to the overall work of parliament. This book, available in paperback for the first time, examines the role of the contemporary House. Who are the peers, and who among the total of over 700 are the active peers? How does the House work, and how effective is it in revising legislation and in scrutinising the work of government? Why has fundamental reform of the House been so long delayed, and what are the main arguments about reform today? These are among the questions discussed in this timely volume, which seeks to locate discussion about the House of Lords in the wider context of a clear understanding of the developing British constitution. This book will be of great value to students and academics in British politics, as well as to serious journalists and researchers. ;
Man hat an Simmel, dessen Aufsätze man auch in den Feuilletonspalten großer Tageszeitungen las, zuweilen gerügt, man finde bei ihm mehr die Gedanken als den durchgehenden Grundgedanken einer originären Philosophie. Wie wir jedoch sahen, wachsen die verschiedenen Stücke seiner Lebensphilosophie aus einem einheitlichen Prinzip. Daneben läßt sich noch ein anderes, auf elementarer Ebene seines Denkens liegendes Prinzip aufweisen, von dem her er die Dinge anging und das er freilich selbst nie in völliger Allgemeinheit gefaßt hat. Man könnte dieses Prinzip abkürzend als »Dialektik ohne Versöhnung« bezeichnen. Simmel denkt - und dieses Eigenste bleibt sich durch seine Wandlungen hindurch konstant - nicht von einer metaphysischen Einheit her, die sich erst sekundär in das Einzelne ausfaltet und es nach wie vor auf seinem Grunde trägt und zusammenhält, sondern er macht Ernst mit dem »pluralistischen Universum«. Am Anfang steht das Einzelne, und höhere Ganzheiten kommen - Leibnizisch - erst zustande durch die Beziehungen des Einzelnen aufeinander. Die Kategorien schon des frühen Simmel der »Relativität« im Erkenntnisbereich, der »Wechselwirkung« im sozialen haben hier ihren Ursprung. (Aus der Einleitung von Michael Landmann) Von den Schriften Georg Simmels liegen im Suhrkamp Verlag bereits vor: Schriften zur Soziologie. Eine Auswahl. Herausgegeben und eingeleitet von Heinz-Jürgen Dahme und Otthein Rammstedt (stw 434); Schriften zur Philosophie und Soziologie der Geschlechter. Herausgegeben und eingeleitet von Heinz-Jürgen Dahme und Klaus Christian Köhnke (es 1333). Über Simmel: Georg Simmel und die Moderne. Neue Interpretationen und Materialien. Herausgegeben von Heinz-Jürgen Dahme und Otthein Rammstedt (stw 469). In Vorbereitung: eine etwa zwanzigbändige Ausgabe Gesammelte Schriften, deren erste Bände im Herbst 1988 erscheinen werden.
Peter Weiss wurde am 8. November 1916 in Nowawes bei Berlin geboren und starb am 10. Mai 1982 in Stockholm. Zwischen 1918 und 1929 lebte er in Bremen, wo er das Gymnasium besuchte. 1929 kehrte die Familie Weiss nach Berlin zurück, musste jedoch 1934 emigrieren. Die erste Station bildete London, darauf folgte 1936 die SR. In diesen Jahren widmete sich Peter Weiss vorwiegend der Malerei – 1937/1938 studierte er Malerei an der Kunstakademie in Prag. In dieser Zeit besuchte er Hermann Hesse während zweier längerer Aufenthalte in der Schweiz. Die dritte und letzte Emigrationsstation bildete 1939 Schweden, wo Peter Weiss zunächst in Alingsås, ab 1940 in Stockholm wohnte. Hier setzte er seine Tätigkeit als Maler fort. 1947 hielt er sich als Korrespondent einer schwedischen Tagesszeitung in Berlin auf. Seine Artikel versammelte er 1948 zu seiner ersten Buchpublikation. Der Band erschien posthum 1985 unter dem Titel Die Besiegten. Ab diesem Zeitraum entstanden, in schwedischer Sprache, die ersten Prosaarbeiten, Gedichte, und Dramen. Zu den wichtigsten Erzählungen aus dieser Schaffensperiode zählen Die Situation aus dem Jahre 1956 sowie das 1980 unter dem Autorenpseudonym Sinclair veröffentlichte Buch Der Fremde. Keines seiner Manuskripte wurde jedoch von einem schwedischen Verlag zur Publikation angenommen. Mitte der fünfziger Jahre begann Peter Weiss in deutscher Sprache zu schreiben. 1960 erschien sein erstes Prosabuch Der Schatten des Körpers des Kutschers. Zu Beginn der siebziger Jahre wand sich Peter Weiss wieder der Prosa zu. Zwischen 1975 und 1981 erschien der dreibändige Roman Die Ästhetik des Widerstands, deren letzter Band begleitet wird von Notizbücher 1971 – 1980. Ihm wurde posthum der Georg-Büchner-Preis für das Jahr 1982 zuerkannt. Beat Mazenauer, geboren 1958, Germanist und Historiker, lebt als Literaturkritiker und freier Autor in Luzern.
In Die Welt von gestern schildert Stefan Zweig das kosmopolitische Europa vor 1914. Als er seine Erinnerungen niederschreibt, existiert es nicht länger, »weggewaschen ohne Spur« von der faschistischen Barbarei. Zweig stirbt 1942. Aber das übernationale Europa bekommt nach 1945 eine zweite Chance. Visionäre stoßen ein epochales Friedensprojekt an, Grenzen fallen, der Nationalismus weicht der Kooperation. Doch auch dieses Projekt könnte schon bald Geschichte sein. Demokratische Defizite führen zu Protest. Mannigfaltige Krisen machen den Menschen Angst. In vielen Mitgliedstaaten schüren Politiker, die von den Erfahrungen der Gründer nichts mehr wissen (wollen), einen neuen Nationalismus. Heute steht Europa wieder am Scheideweg. Wie wird die Welt von morgen aussehen? Robert Menasse erklärt und verteidigt die europäische Idee, lädt aber auch dazu ein, die systemischen Widersprüche der Union zu kritisieren und zu überwinden. Die Alternative, vor der wir stehen, ist nicht kompliziert: Entweder gelingt das historisch Einmalige, nämlich der Aufbau einer nachnationalen Demokratie, oder es droht ein Rückfall in das Europa der Nationalstaaten. Das wäre eine weitere Niederlage der Vernunft – mit den Gefahren und Konsequenzen, die uns aus der Geschichte nur allzu bekannt sein sollten.
Philosophen seien, sagte Ernst Bloch in Abwandlung eines Scherzwortes von Thomas Mann, Menschen, denen das Denken schwerer falle als anderen, weil bei ihnen der Stachel des Staunens, des Sich-Verwunderns stärker entwickelt sei. Von 1949 bis zu seiner Zwangsemeritierung 1956 hielt Bloch in Leipzig Vorlesungen zur Geschichte der Philosophie. »Rot ausgeschlagen« habe der Hörsaal gewirkt, räumte selbst einer von denen ein, die ihn in der DDR verdammten.In vier Bänden vereinigt die vorliegende Ausgabe Blochs Vorlesungen zur Geschichte der Philosophie von der Antike bis ins 19. Jahrhundert. Die Darstellung der Philosophie der Antike und der Neuzeit in den Bänden 1, 3 und 4 folgt dabei im wesentlichen transkribierten Tonbandmitschnitten der Jahre 1952 bis 1956, Band 2 zu Mittelalter und Renaissance dagegen der von Bloch selbst bearbeiteten Ausgabe letzter Hand.
Zum ganzen Rationalismus einer ›Welt von Gegensätzen‹ gehört der prinzipienorientierte abendländische Universalismus ebenso wie, nach dem vermeintlichen ›Bankrott der idées générales‹ (Carl Schmitt) in der Postmoderne, die gelegenheitsorientierte ›Ausnützung der Besonderheiten‹ (Bert Brecht) konkreter Situationen, wechselnder ›Lagen‹ und flüchtiger Chancen durch List und Findigkeit. An die Stelle der ausgrenzenden Rationalitäts-/Irrationalitäts-Dichotomie wird eine differentielle Rationalitätstheorie für grundsatzrationale und gelegenheitsrationale Orientierungsmuster in einem wesentlich erweiterten Rationalitätsraum gesetzt, worin sich eine Fülle von im einzelnen vorgestellten Figuren der Grundsatzvernunft und der Gelegenheitsvernunft bewegen.
In der Auseinandersetzung mit Houston Stewart Chamberlain weist Zilsel darauf hin, daß »Vorurteile mit Glück und Blut der Nebenmenschen bezahlt werden«, und fragt, »ob nicht der Begriff der genialen Persönlichkeit und der Tiefe eine ernste Gefahr für unser Zeitalter« bedeuten. Mit »Die Geniereligion« hat Edgar Zilsel seine systematischen Studien zu den gesellschaftlichen Voraussetzungen und Bedingungen der modernen Wissenschaft begonnen, die er später – im Exil – mit den wissenschaftlichen Arbeiten über die Anfänge der neuzeitlichen Wissenschaft weiterführte. (Diese Arbeiten sind enthalten in: Edgar Zilsel, »Die sozialen Ursprünge der neuzeitlichen Wissenschaft«. Herausgegeben und übersetzt von Wolfgang Krohn. Mit einer biobibliographischen Notiz von Jörn Behrmann, stw 152.)
Ödön Horváth wurde am 9. Dezember 1901 in Sušak, einem Vorort von Fiume dem heutigen Rijeka/Kroatien, geboren und starb am 1. Juni 1938 in Paris. Seine Kindheit verbrachte er in Belgrad, Budapest, Pressburg und München. 1920 begann Horvath Gedichte zu schreiben. Die meisten seiner Manuskripte aus dieser Zeit vernichtete er jedoch. Den ersten großen Erfolg hat er mit seinem Stück Die Bergbahn, welches 1929 in Berlin uraufgeführt wurde. Weitere Erfolge bleiben nicht aus. Für sein Bühnenstück Geschichten aus dem Wiener Wald bekommt er den Kleist-Preis. Der Roman Jugend ohne Gott wird im Jahr 1991 von Michael Knof für die Deutsche Film AG (DEFA) inszeniert und ist in der filmedition suhrkamp erhältlich. Zeittafel 1901 Geburt als Edmund (Ödön) Josef von Horváth, erster Sohn des Diplomaten Dr. Edmund Josef von Horváth (18741950) und Maria Hermine, geb. Prehnal (1882-1959) Horváth beschreibt seine Herkunft später folgendermaßen: 'Sie fragen mich nach meiner Heimat, ich antworte: ich wurde in Fiume geboren, bin in Belgrad, Budapest, Preßburg, Wien und München aufgewachsen und habe einen ungarischen Paß - aber: ›Heimat‹ ? Kenn ich nicht. Ich bin eine typisch alt-österreichisch-ungarische Mischung: magyarisch, kroatisch, deutsch, tschechisch - mein Name ist magyarisch, meine Muttersprache ist deutsch' (Bd. II, S. 184) 1902 Familie Horváth zieht nach Belgrad um, wo ein Jahr später der Bruder Lajos von Horváth zur Welt kommt. 1908 Umzug der Familie Horváth nach Budapest, wo ein Hauslehrer Ödön in ungarischer Sprache unterrichtet. 1909 Sein Vater, im Frühjahr in den Adelsstand erhoben, wird im Herbst nach München versetzt; doch Ödön selbst bleibt in Budapest und besucht dort das erzbischöfliche Internat. 1913 Ödön zieht zu den Eltern und besucht die dritte Klasse des Kaiser-Wilhelm-Gymnasiums, ehe er im folgenden Jahr auf das Realgymnasium wechselt. Seine Zensuren sind nicht die besten (vgl. Mat. IV, S. 32), überdies kommt es mit dem Religionslehrer Dr. Heinzinger zu Differenzen, die sich später in Horváths Werk niederschlagen. Im Rückblick auf diese Jahre schreibt Horváth: 'Während meiner Schulzeit wechselte ich viermal die Unterrichtssprache und besuchte fast jede Klasse in einer anderen Stadt. Das Ergebnis war, daß ich keine Sprache ganz beherrschte. Als ich das erste Mal nach Deutschland kam, konnte ich keine Zeitung lesen, da ich keine gotischen Buchstaben kannte, obwohl meine Muttersprach die deutsche ist. Erst mit vierzehn [!] Jahren schrieb ich den ersten deutschen Satz' (Bd. II, S. 183) 1915 Sein Vater wird von der Front abberufen und erneut nach München beordert. Später schreibt Ödön über diese Jahre: 'An die Zeit vor 1914 erinnere ich mich nur, wie an ein langweiliges Bilderbuch. Alle meine Kindheitserlebnisse habe ich im Kriege vergessen. Mein Leben beginnt mit der Kriegserklärung' (ebd.). 1916 Umzug der Familie nach Preßburg, wo Ödön wieder eine ungarische Schule besucht. Er beginnt zu schreiben, doch nur das Gedicht 'Luci in Macbeth. Eine Zwerggeschichte von Ed. v. Horváth' bleibt erhalten. 1918 Vor Kriegsende wird der Vater erneut nach Budapest berufen, so dass Ödön die Nachkriegswirren in der ungarischen Hauptstadt erlebt, sich dort stark für die machtpolitischen Kämpfe interessiert und sich schließlich im Galilei-Kreis engagiert, einer Gruppe junger Leute, die mit Begeisterung die national-revolutionären Werke von Endre Ady (1877-1919) liest. 1919 Während der Vater im Frühjahr zurück nach München versetzt wird, kommt Ödön in die Obhut seines Onkels Josef Prehnal (1875-1929) - dem Vorbild des Rittmeisters in Geschichten aus dem Wiener Wald - in Wien, wo er das Privatgymnasium der Salvatorianer besucht. Nach dem Abitur im Sommer zieht auch er wieder nach München, immatrikuliert sich im Herbst an der Ludwig-Maximilians-Universität und besucht psychologische, literatur-, theater- und kunstwissenschaftliche Seminare bis zum Wintersemester 1921/22. 1920 Ödön beginnt Gedichte zu schreiben. Daneben lernt er 'durch einen Zufall' (Bd. II, S. 199) den Komponisten Siegfried Kallenberg (1867-1944) kennen, auf dessen Anregung die Pantomime Das Buch der Tänze entsteht. Über seinen Werdegang als 'Literat' berichtet er später in einem Radiointerview: 'Ich besuchte 1920 in München die Universität und hatte, wie man so zu sagen pflegt, Interesse an der Kunst, hatte mich selber aber in keiner Weise noch irgendwie künstlerisch betätigt - nach außen hin - innerlich, mit dem Gedanken schon, da sagte ich mir: Du könntest doch eigentlich Schriftsteller werden, du gehst doch zum Beispiel gern ins Theater, hast bereits allerhand erlebt, du widersprichst gern, fast dauernd, und dieser eigentümliche Drang, das was man so sieht und erlebt und vor allem: was man sich einbildet, daß es die Anderen erleben, niederzuschreiben, den hast, du auch - und dann weißt du auch, daß man nie Konzessionen machen darf und daß es dir immer schon gleichgültig war, was die Leute über dich geredet haben - und so hatte ich eigentlich schon auch das, was pathetische Naturen als die ›Erkenntnis einer dichterischen Mission‹ bezeichnen' (ebd., S. 198 f.). 1922 Das Buch der Tänze wird mit zwei anderen Werken konzertant aufgeführt und erscheint anschließend in einer Auflage von 5oo Exemplaren im Münchner EI Schahin Verlag. 1926 kauft Ödön die Restauflage mit Hilfe seines Vaters auf und vernichtet sämtliche Exemplare. Horváth war sich anfänglich keineswegs sicher, ob er als Schriftsteller arbeiten sollte oder nicht, denn im Rückblick bemerkt er: 'Ich versuchte es noch mit allerhand mehr oder minder bürgerlichen Berufen - aber es wurde nie etwas Richtiges daraus - anscheinend war ich doch zum Schriftsteller geboren' (ebd., S. 199 f.). 1923 Ödön beginnt intensiv zu schreiben, doch die meisten Manuskripte aus diesen Jahren vernichtet er. Vermutlich entstehen in dieser Zeit das Fragment 'Dosa' und das Schauspiel Mord in der Mohrengasse, aus dem einzelne Motive in späteren Stücken auftauchen. 1924 Im Satireblatt Simplicissimus erscheinen erstmals Horváths Sportmärchen. Nach einer längeren Parisreise mit dem Bruder beschließt Ödön nach Berlin umzuziehen, und in Berliner Zeitungen werden in den nächsten Jahren weitere Sportmärchen publiziert. 1926 Am Stadttheater in Osnabrück wird Das Buch der Tänze am 19. Februar uraufgeführt, das auf negative Kritiken stößt. Zur gleichen Zeit entstehen die Dramen Revoltle auf Côte 3018, das den Bau der Zugspitzbahn zum Anlass nimmt, und Zur schönen Aussicht. 1927 Im Berliner Büro der 'Deutschen Liga für Menschenrechte' sichtet Horváth Unterlagen für eine Denkschrift zur Justizkrise und stößt dabei auf Material über Fememorde der Schwarzen Reichswehr, das er später in seinem Stück Sladek oder Die schwarze Armee verarbeitet. Die Uraufführung Revolte auf Cöte 3018 in Hamburg am 4. November wird ein Misserfolg, weshalb Horváth das Stück bearbeitet und es unter dem Titel Die Bergbahn vervielfältigen lässt. In einem Radiointerview beschreib er später sein Volksstück so: 'Das Stück hat zum Inhalt den Kampf zwischen Kapital und Arbeitskraft. Zwische den beiden Parteien steht ein Ingenieur, und durch ihn ist die Stellung der sogenannten Intelligenz im Produktionsprozeß charakterisiert' (ebd., S. 200). 1928 Horváth schreibt das Stück Sladek oder Die schwarz Armee, arbeitet es später um. Die Neufassung erhält den Titel Sladek, der schwarze Reichswehrmann. In diesen und im folgenden Jahr verfasst er daneben sendereife Sieben Szenen für den Rundfunk unter dem Titel Stunde der Liebe, die aber erst 1973 im Radio zu hören sind. 1929 Mit großem Erfolg wird am 4. Januar Die Bergbahn in Berlin uraufgeführt. Das Haus Ullstein bietet ihm daraufhin ein Fixum und einen Vertrag an, sodass Horváth zukünftig als freier Schriftsteller leben kann. Er schreibt die Posse Rund um den Kongreß, einzelne Kapitel des späteren Romans Der ewige Spießer sowie die Geschichten der Agnes Pollinger und entwirft den Roman Der Mittelstand. In einer Matinee-Veranstaltung wird am 13. Oktober Sladek, der schwarze Reichswehrmann uraufgeführt. Das Stück enttäuscht die Kritik, ruft aber bei den Nationalsozialisten heftige Angriffe hervor. 1930 Der Roman Der ewige Spießer erscheint im zur Ullstein AG gehörenden Berliner Propyläen Verlag, in dessen Theaterabteilung Arcadia auch seine Dramen publizier werden. Zugleich schreibt Horváth an den beiden Volksstücken Geschichten aus dem Wiener Wald und Italieniscbe Nacht und greift in seinem Stück Die Lehrerin von Regensburg das reale Schicksal der ersten protestantischen Volksschullehrerin Elly-Maldaque in Regensburg auf. Am 12.9. tritt er aus der katholischen Kirche aus. 1931 Am 20. März wird im Berliner Theater am Schiffbauerdamm Italienische Nacht mit großem Erfolg uraufgeführt. Eine entpolitisierte Fassung des Stückes hat am 5. Juli in Wien Premiere, anlässlich der Horváth in einem Interview erklärt, er habe 'eben' die Geschichten aus dem Wiener Wald abgeschlossen, an denen er lange Zeit gearbeitet hatte. Im Herbst erhält Horváth auf Vorschlag Carl Zuckmayers (1896-1977) zusammen mit Erik Reger (1893-1954) den Kleist-Preis. Die Uraufführung von Geschichten aus dem Wiener Wald am 2. November am Deutschen Theater in Berlin wird zu einem entscheidenden Theatererfolg und macht Horváth zum anerkannten Dramatiker. Zusammen mit R. A. Stemmle (1903-1974) schreibt Horváth an einer Ausstattungsrevue 'Magazin des Glücks' für Max Reinhardt (1873-1943), die aber nicht vollendet wird, im Gegensatz zu seinem Volksstück Kasimir und Karoline. 1932 Horváth arbeitet an seinem Stück Glaube Liebe Hoffnung, gibt ein Radiointerview (vgl. Bd. II, S. 196 ff.) und tritt bei Autorenlesungen in München auf. Am 18. November wird Kasimir und Karoline in Leipzig und eine Woche später - in der gleichen Inszenierung - in Berlin uraufgeführt. Die Kritik reagiert gespalten, und Horváth sieht sich veranlasst, für künftige Inszenierungen eine 'Gebrauchsanweisung' (vgl. ebd., S. 215 ff.) für seine Stücke zu verfassen. Der Vertrag zwischen Ullstein und Horváth, der ihm zunächst 300 Mark und ab 1931 500 Mark monatlich zusicherte, wird 'auf Grund gegenseitigen freundschaftlichen Übereinkommens' gelöst. 1933 Heinz Hilpert (1890-1967) wird von den Nationalsozialisten gezwungen, das zur Uraufführung angenommene Stück Glaube Liebe Hoffnung wieder abzusetzen. Auch andere Stücke Horváths dürfen nicht mehr gespielt werden. In Murnau wird das Haus der Eltern Horváths von einem SA-Trupp durchsucht. Horváth verlässt daraufhin Deutschland, wohnt zunächst in Österreich, wo er an dem Stück Die Unbekannte aus der Seine schreibt. Da Horváth in Deutschland als unerwünschte Person gilt und um die ungarische Staatsbürgerschaft zu behalten, muss er nach Budapest reisen. Dieses Erlebnis verarbeitet er später in der Posse Hin und Her. In Wien heiratet er am 27. Dezember die Sängerin Maria Elsner (1905-1981), doch die Ehe wird bereits am 2. September 1934 wieder geschieden. 1934 Die geplante Uraufführung des Stücks Die Unbekannte aus der Seine in Wien kommt nicht zustande. Horváth reist nach Berlin, da er ein Bühnenwerk über den Nationalsozialismus plant. Seine Eindrücke finden sich in den Skizzen zum Stück Der Lenz ist da! (GW 1970, Bd. 4, S 100 ff.) und später im Roman Jugend ohne Gott. In Berlin findet Horváth Anschluss an die Filmindustrie, entwickelt mehrere Stoffe, schreibt an Filmdialogen und verschiedenen Exposés. Zugleich setzt er seine dramatischen Arbeiten fort und vollendet das Märchen 'Himmelwärts'. Am 13. Dezember hat in Zürich die Komödie Hin und Her Premiere. 1935 Horváths finanzielle Lage verschlechtert sich, da sein Stücke in Deutschland nicht mehr gespielt werden können. Zugleich verfasst er Skizzen und Fragmente zum Thema 'Flucht aus der Gegenwart' und entwickelt mit seinem Bruder den Plan zu einem bebilderten Briefroman mit dem Titel 'Die Reise ins Paradies' (GW 1970, Bd. 4 S. 456 f.). Als Auftragsarbeit für den Max Pfeffer Verlag schreibt Horváth das Stück Mit dem Kopf durch die Wand, dessen Uraufführung am 10. Dezember in Wien bei der Kritik durchfällt. Darüber schreibt er später: 'Einmal beging ich einen Sündenfall. Ich schrieb ein Stück, ›Mit dem Kopf durch die Wand‹, ich machte Kompromisse, verdorben durch den neupreußischen Einfluß und wollte ein Geschäft machen, sonst nichts. Es wurde gespielt und fiel durch. Eine gerechte Strafe' (Bd. II, S. 227). 1936 Horváth arbeitet intensiv an seinen Stücken, sodass Der jüngste Tag, Figaro läßt sich scheiden und Don Juan kommt aus dem Krieg fertig werden. Er lebt meistenteils in Wien und in Henndorf bei Salzburg. Als er im August seine Eltern in Possenhofen besucht, wird ihm mitgeteilt, seine Aufenthaltsgenehmigung sei ihm entzogen und er habe Deutschland binnen 24 Stunden zu verlassen. Am 13. November wird Glaube Liebe Hoffnung in Wien unter dem Titel Liebe, Pflicht und Hoffnung uraufgeführt. 1937 Horváth beginnt, sich von fast all seinen Bühnenstücken zu distanzieren (vgl. ebd.), und plant das Projekt 'Komödie des Menschen', das er als Kontrast zu Mit dem Kopf durch die Wand (1935) begreift: 'So habe ich mir nun die Aufgabe gestellt, frei von Verwirrung die Komödie des Menschen zu schreiben, ohne Kompromisse, ohne Gedanken ans Geschäft. Es gibt nichts Entsetzlicheres als eine schreibende Hur. Ich geh nicht mehr auf den Strich und will unter dem Titel ›Komödie des Menschen‹ fortan meine Stücke schreiben, eingedenk der Tatsache, daß im ganzen genommen das menschliche Leben immer ein Trauerspiel, nur im einzelnen eine Komödie ist' (ebd.). In Henndorf beendet er seinen Roman Jugend ohne Gott, der im Herbst im Amsterdamer Verlag Allert de Lange erscheint. Dem Romanerfolg, der mehrere Übersetzungen nach sich zieht, stehen einige Uraufführungen gegenüber, die aber meistens folgenlos bleiben: am 2. April Figaro läßt sich scheiden in Prag, am 24. September Ein Dorf ohne Männer in Prag, am 5. Dezember Himmelwärts in Wien, am 11. Dezember Der jüngste Tag in Mährisch-Ostrau. Noch im selben Jahr beginnt er mit der Arbeit an seinem zweiten Roman Ein Kind unserer Zeit, der ein Jahr später ebenfalls im Allert de Lange Verlag veröffentlicht wird. 1938 Starke Depressionen, Unzufriedenheit mit seinen Arbeiten und finanzielle Probleme hindern Horváth an der Vollendung seiner Pläne. Vom Romankonzept 'Adieu Europa!' entstehen nur wenige Seiten. Während mehrere seiner Freunde Österreich verlassen - Walter Mehring (1896-1981) emigriert nach Zürich, Hertha Pauli (1909-1972) nach Paris, Franz Theodor Csokor (1885-1969) nach Polen -, fährt Horváth zunächst nach Budapest, später weiter nach Fiume. Von Budapest schreibt er an F. Th. Csokor: 'Gott, was sind das für Zeiten! Die Welt ist voller Unruhe, alles drunter und drüber, und noch weiß man nichts Gewisses! Man müßte ein Nestroy sein, um all das definieren zu können, was einem undefiniert im Wege steht! Die Hauptsache, lieber guter Freund, ist: Arbeiten! Und nochmals: Arbeiten! Und wieder: Arbeiten! Unser Leben ist Arbeit - ohne sie haben wir kein Leben mehr. Es ist gleichgültig, ob wir den Sieg oder auch nur die Beachtung unserer Arbeit erfahren, - es ist völlig gleichgültig, solange unsere Arbeit der Wahrheit und der Gerechtigkeit geweiht bleibt' (GW 1970, Bd. 4 S. 680). Dem Besuch weiterer Städte folgt eine Besprechung am 1. Juni mit Robert Siodmak (1900-1973) in Paris, der eine Verfilmung von Jugend ohne Gott plant. Horváth beabsichtigt, am nächsten Morgen nach Zürich weiterzureisen. Gegen 19:30 Uhr wird er von einem herabstürzenden Ast gegenüber dem Théâtre Marigny erschlagen. In seiner Tasche soll man auf einer Zigarettenschachtel folgende Zeilen gefunden haben: 'Und die Leute werden sagen / In fernen blauen Tagen / Wird es einmal recht / Was falsch ist und was echt // Was falsch ist, wird verkommen / Obwohl es heut regiert. / Was echt ist, das soll kommen - / Obwohl es heut krepiert' (ebd., S. 688). Am 7. Juni findet die Beerdigung Ödön von Horváths auf dem Pariser Friedhof Saint-Ouen unter Anteilnahme vieler Exilautoren statt.
Die Zukunft können wir nicht vorhersehen. Wer glaubt, bereits darin zu leben, wie so mancher im Silicon Valley, muss sich umstellen, denn die Zukunftsmacht China schickt sich an, die Deutungshoheit zu übernehmen. Was also können wir heute über das Bevorstehende sagen? Haben wir Anlass, uns zu freuen? Müssen wir uns fürchten? Der Zeit-Autor und Technologie-Experte Dirk Peitz reiste durch die USA, der alten Zukunft entgegen, bis nach Shenzhen, in die neue Silicon City des Ostens. Auf dem Weg sprach er mit denen, die jetzt schon an der Welt von morgen arbeiten: mit Stanford-Professoren, Think-Tank-Wissenschaftlern, Tech-Arbeitern, Managern, Städteplanern und Träumern. Das Ergebnis ist ein Reisebericht aus der Gegenwart und Vergangenheit des Vorstellbaren. Ein faszinierender Ausblick auf das Morgen. Sowie eine kluge, fundierte Auseinandersetzung mit den drängenden Fragen von heute.
Ödön Horváth wurde am 9. Dezember 1901 in Sušak, einem Vorort von Fiume dem heutigen Rijeka/Kroatien, geboren und starb am 1. Juni 1938 in Paris. Seine Kindheit verbrachte er in Belgrad, Budapest, Pressburg und München. 1920 begann Horvath Gedichte zu schreiben. Die meisten seiner Manuskripte aus dieser Zeit vernichtete er jedoch. Den ersten großen Erfolg hat er mit seinem Stück Die Bergbahn, welches 1929 in Berlin uraufgeführt wurde. Weitere Erfolge bleiben nicht aus. Für sein Bühnenstück Geschichten aus dem Wiener Wald bekommt er den Kleist-Preis. Der Roman Jugend ohne Gott wird im Jahr 1991 von Michael Knof für die Deutsche Film AG (DEFA) inszeniert und ist in der filmedition suhrkamp erhältlich.