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View Rights PortalWie unterhaltsam und aufschlussreich es sein kann, sich Menschenbildern sowie wissenschaftsgeschichtlichen Konstellationen über den Umweg von Wissensfiguren aus Tier- und Pflanzenwelt zu nähern, haben Benjamin Bühler und Stefan Rieger in »Vom Übertier« und »Das Wuchern der Pflanzen« bewiesen. Sie zeichneten nach, wie unschuldige kleine Erbsen ins Kreuzfeuer von Darwinisten, Katholiken und stalinistischen Forschungspolitikern geraten konnten und wie es der virtuellen Mickey Mouse gelang, sich Mitte des 20. Jahrhunderts unter die Tiere aus Fleisch und Blut zu mischen. Mit dem »Machinarium« und dem »Lapidarium« vervollständigen sie nun ihre Wissensgeschichte der epistemischen Dinge. In üppig illustrierten Vignetten über Hamsterräder und Automobile, über Ohrsteine und Flüssigkristalle schlagen sie den Bogen von den Experimenten, die der Psychoanalytiker Josef Breuer zum Gleichgewichtsorgan durchführte, zu den Lagesensoren, die in moderne Smartphones verbaut sind; vom Hamsterrad gelangen sie zu den Tretmühlen, die zur Therapierung Tobsüchtiger ersonnen wurden, und zu den ruhelosen unternehmerischen Selbsten der Gegenwart.
Heute dies, morgen jenes tun, morgens zu fischen, nachmittags zu putzen und abenks kritische Kritik zu üben, ohne je Fischer, Putzfrau oder Journalist zu sein - ist das das neoliberalie Ideal des ›flexiblen Menschen‹? Oder die Marxsche Vision von der ›postkapitalistischen Gesellschaft‹? In diesem Buch wird die Frage aufgeworfen, wie nach dem Ende der Normarbeit die Gesellschaft der pluralen Tätigkeiten möglich wird.
Vollbeschäftigung – das war einmal, das kommt nie wieder. Dennoch orientierten sich bislang fast alle politischen Reformvorschläge an »mehr Beschäftigung« und einige gar an Vollbeschäftigung. Auch wenn die Versprechen auf Vollbeschäftigung inzwischen immer zaghafter werden, denkt noch niemand ernsthaft daran, die wichtigsten gesellschaftlichen Institutionen der veränderten Situation anzupassen. Die Fixierung auf Vollbeschäftigung hat dazu geführt, dass Politiker und Sozialwissenschaftler einen epochalen gesellschaftlichen Wandel verschlafen haben. Deren drohender Realitätsverlust kontrastiert mit dem Realitätssinn der Leute, die zunehmend ihr Einkommen aus unterschiedlichen Quellen beziehen. Mischeinkommen – das wird Normalität. Doch welche Risiken, welche Chancen bergen die sich neu entwickelnden Muster von Arbeit und Einkommen? Und wie wird unsere Gesellschaft bis 2040 aussehen, wenn der Arbeitsmarkt durch die demographische Entwicklung deutlich entlastet wird? Georg Vobruber zeigt in dieser brisanten Untersuchung also nicht nur, welche Alternativen zur Vollbeschäftigung angesichts der fundamentalen Transformation von Arbeit und Einkommen die Politik in Zukunft anbieten muss, sondern auch welche Alternativen die Einzelnen bereits ergreifen.
Verändert sich der Kapitalismus grundlegend angesichts der gegenwärtigen Digitalisierungsschübe? Konjunktur haben jedenfalls theoretische Analysen und Zeitdiagnosen, die sich der Charakterisierung eines digitalen Kapitalismus widmen. Der vorliegende Band bietet erstmals einen Überblick über diese unterschiedlichen Theorien und Debatten und lotet entlang der Felder Arbeit und Ökonomie, Politik und Subjekt die Formen und Auswirkungen des Kapitalismus im Zeitalter der Digitalisierung aus. Mit Beiträgen u. a. von Emma Dowling, Helen Hester, Ursula Huws, Kylie Jarrett, Oliver Nachtwey, Nick Srnicek, Philipp Staab und Jamie Woodcock.
Die Diskussion über die Mitbestimmung, wie sie gegenwärtig zwischen Parteien, Gewerkschaften und Unternehmerverbänden geführt wird, ist in wesentlichen Punkten fragwürdig; sie klammert die gesellschaftspolitischen Implikationen aus: die kritische Neubestimmung des Verhältnisses von Staat, Parteien, Unternehmen, Gewerkschaften und Arbeitern; den spezifischen Zusammenhang von Kapital und Arbeit in der Industriegesellschaft; die Frage der Demokratisierung und Kontrolle des Wirtschaftsverhaltens; die »politische« Bedeutung von Arbeitskämpfen. Die Studie der Marburger Soziologen hat diese Probleme zum Thema; sie nimmt die politische Intention wirtschaftlicher Demokratie beim Wort.
In der sozialen Selbstwahrnehmung des modernen Menschen, aber auch in gesellschaftspolitischen Diskussionen spielt das Thema »Arbeit« eine zentrale Rolle. Nur philosophisch fristet es eher ein Schattendasein. Das möchte der vorliegende Band ändern und bietet erstmals eine Zusammenstellung der einschlägigen philosophischen Texte von der Antike bis zur Gegenwart, von Hesiod und Platon über Luther und Locke bis Arendt und Gorz. Er versteht sich als Anregung zur Auseinandersetzung mit einem Gegenstand, dessen Aktualität und Relevanz außer Frage steht.
Walter Benjamins intensive Beschäftigung mit dem Übersetzen beginnt 1915 anlässlich seiner ersten Arbeit an den Gedichten Charles Baudelaires und wird mit den berühmten Überlegungen zur »Aufgabe des Übersetzers« fortgesetzt, die er 1923 seiner Übertragung von Baudelaires Tableaux Parisiens voranstellte. Später kommen Prosa-Übersetzungen hinzu – unter anderem Proust, Balzac und Aragon – und immer wieder theoretische Reflexionen zu diesem Thema. Benjamin äußerte sogar den Anspruch, als Übersetzer bekannt zu werden. Band 7 der Gesamtausgabe ist den Tableaux Parisiens gewidmet sowie sämtlichen Entwürfen und Fassungen seiner Baudelaire-Übertragungen und allen späteren theoretischen Notizen zur Übersetzung. Er gewährt einen einzigartigen Blick in die Werkstatt des Übersetzers und zeigt, welche Fragen den Philosophen nicht mehr losließen: Wie bestimmt sich das Geistige bei Baudelaire? Wie operiert die Allegorie in der Dichtung der Moderne? Und auf welche Weise produziert die poetische Stadterfahrung eine neue Zeiterfahrung?
Dem Band »Theorien des Historischen Materialismus« (stw 182) lag die Absicht zugrunde, das unübersichtliche Feld marxismusorientierter Theorieversuche und Diskussionsbeiträge unter dem Gesichtspunkt unterscheidbarer Interpretationen des Historischen Materialismus zu gliedern. Dieser Folgeband konzentriert sich auf Problemschwerpunkte des Historischen Materialismus. Er möchte zwischen den heute konkurrierenden, auf die aktuelle Geschichtserfahrung zugeschnitten Versuchen einer Wiederaneignung des Marxismus eine auf sachliche Probleme bezogene Diskussion anstiften. Die Diskussion in diesem Band bezieht sich in erster Linie auf zwei in der politischen und theoretischen Geschichte des Marxismus bewußt gewordene Schlüsselprobleme, die mit den Begriffen »Arbeit« und »Handlung« sowie dem Begriff »Normativität« angezeigt sind.
Das Organische bildet schon in seinen elementarsten Formen das Geistige vor, und der Geist bleibt noch in seiner höchsten Ausprägung Teil des Organischen. Hans Jonas entwirft eine Theorie der psychophysischen Einheit des Lebens, die zum Verstehen des Menschlichen zwischen Freiheit und Notwendigkeit führt.
Praxistheoretische Zugänge formulieren neuartige theoretische und empirisch-analytische Perspektiven und finden in den Sozial- und Kulturwissenschaften in den letzten Jahren zunehmende Beachtung. Die Aufweichung von epistemologischen Gegensätzen, die die Sozialwissenschaften nach wie vor spalten, sowie ein empirisch orientiertes und methodologisch ausgerichtetes Verständnis von Theorie sind ihre Hauptkennzeichen. Robert Schmidt wendet diese Konzeptionen in unterschiedlichen Forschungskontexten aus den Bereichen des Sports (Handball, Inlinehockey, Triathlon) und der Arbeitswelt (in einem Büro für Software-Entwicklung) an. Es ergeben sich spannungsreiche Konstellationen, an denen sich die Leistungsfähigkeit einer Soziologie der Praktiken beweist.
Herman Melvilles »Geschichte aus der Wall Street« mit der sprichwörtlich gewordenen Sentenz »I would prefer not to« wurde – nach dem Erscheinen seines Romans Moby Dick – 1853 erstmals publiziert. Im Mittelpunkt steht der Angestellte einer New Yorker Rechtsanwaltskanzlei, Bartleby, der die ihm aufgetragenen Schreib- und Kopiertätigkeiten zunächst mit Fleiß und Hingabe erfüllt, plötzlich aber nicht mehr »mitmachen« möchte. Er wird immer schweigsamer, will die aufgetragenen Büroarbeiten nicht ausführen und lässt seinen Arbeitgeber verwirrt zurück. Bartleby verweigert sich schließlich dem Leben selbst … Die parabelhafte und absurd-komische Erzählung erscheint in der Insel-Bücherei mit Illustrationen von Sabine Wilharm, deren Coverillustrationen für die Harry-Potter-Bücher alle Leser kennen. »Ich möchte lieber nicht …«
Die Studie Industriearbeit und Arbeiterbewußtsein stellt die erste große soziologische »Automationsuntersuchung« in der Bundesrepublik Deutschland dar. Die Mechanisierungssprünge, die in den sechziger Jahren in den wichtigsten westdeutschen Industrien stattfanden, werden auf breiter empirischer Grundlage analysiert und soziologisch interpretiert. Unter anderem bietet die Studie eine Typologie der Industriearbeit und des Arbeiterbewußtseins.
Burnout ist ein Modethema, selbst »Burnout ist ein Modethema«-Artikel sind inzwischen in Mode. Dennoch wirft Burnout wichtige zeitdiagnostische Fragen auf, mit denen sich renommierte Sozialwissenschaftler wie Ulrich Bröckling, Rolf Haubl, Sighard Neckel und G. Günter Voß in diesem Band befassen: In welchem Zusammenhang stehen der Wandel der Arbeitswelt und kollektive Erschöpfung? Ist Burnout eine »erfundene« Krankheit? Welche Rolle spielen Prominente, die sich »geoutet« haben? Und warum findet gerade das Bild des leeren Akkus solche Resonanz?
Die philosophische Frage nach der Seele gehört zu den ältesten und zugleich aktuellsten Themen der Philosophie. Bis heute ist keineswegs geklärt, was das Seelische bzw. Geistige ausmacht und wie es sich zum Physischen verhält. Dies belegen die gegenwärtigen Kontroversen zwischen Neurowissenschaft und Philosophie über menschliche Willensfreiheit. Der Band präsentiert die wirkungsmächtigsten Positionen zum Begriff der Seele von der Antike bis zur Neuzeit und diskutiert darüber hinaus aktuelle Problemlagen der Bewußtseinsphilosophie. Alle Beiträge stammen von international renommierten Spezialisten, richten sich aber dezidiert an ein breiteres Publikum. So bietet der Band zugleich einen Beitrag zur aktuellen Debatte um Geist und Gehirn und eine fundierte Einführung in das Thema.
In diesem Klassiker der Wissenssoziologie untersucht Mannheim Struktur, Genealogie und Entwicklung des konservativen Denkstils. Ziel der Arbeit ist der Nachweis der Tatsache, daß sich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts eine von bestimmten sozialen Schichten getragene einheitliche Denkrichtung herausbildete, die Mannheim »Altkonservatismus« nennt. Entstanden ist eine Studie, die soziale Ursachen komplexer geistiger Strukturen ohne Reduktionismus der Ideen oder soziologisch undifferenzierte Zurechnungen aufzeigen kann.