Humanities & Social Sciences
January 2018
Der neue Antisemitismus, Sicherheit und die »neuen Deutschen«
Immigration to Germany has reached a new dimension since the opening of the border in September 2015. Muslim migrants from states in the process of dissolution are predominantly coming into society as "new Germans". As Bassam Tibi points out, the resulting extreme challenges with regard to successful integration are something quite different from displaying love for foreigners, combined with accommodation, alimony, and language courses. Integration requires above all the offer of an inclusive citizen identity of the host country and the acceptance of this offer by newcomers - this is the only way to create a sense of belonging and identification with the host society and its values. But at this essential point at the latest, German migration policy fails completely and with catastrophic consequences. Many Muslims living here have an acute identity problem - one of the main causes of religious radicalisation and rejection of the host society, including an openly hostile attitude towards it. Bassam Tibi, himself a Syrian migrant, analyses the situation in Germany and in the countries of origin sharply and without ideological blinkers - and emphatically warns of the dangers associated with the failure of the large-scale experiment on immigration that is currently taking place. In this updated and expanded new edition of his standard work, Tibi pays special attention to a phenomenon that has received far too little attention: the new anti-Semitism in Germany.
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Die Zuwanderung nach Deutschland hat seit der Grenzöffnung im September 2015 eine neue Dimension erreicht. Aus in Auflösung begriffenen Staaten kommen überwiegend muslimische Migranten als »neue Deutsche« in die Gesellschaft derer, »die schon länger hier leben« (Angela Merkel). Die sich hieraus ergebenden extremen Herausforderungen mit Blick auf eine erfolgreiche Integration sind, wie Bassam Tibi aufzeigt, etwas ganz anderes als ein Zurschaustellen von Fremdenliebe, verbunden mit Unterbringung, Alimentierung und Sprachkursen. Integration erfordert vor allem das Angebot einer inklusiven Bürgeridentität des Aufnahmelandes und einer Annahme dieses Angebots durch Neuankömmlinge – nur so kann sich ein Zugehörigkeitsgefühl und eine Identifizierung mit der Aufnahmegesellschaft und ihren Werten einstellen. Doch spätestens an diesem essentiellen Punkt versagt die deutsche Migrationspolitik vollständig und mit katastrophalen Konsequenzen. Viele hier lebende Muslime haben ein akutes Identitätsproblem – eine der Hauptursachen für religiöse Radikalisierung und Ablehnung der Aufnahmegesellschaft bis hin zu einer offen feindseligen Haltung ihr gegenüber. Bassam Tibi, selbst syrischer Migrant, analysiert scharfsinnig und ohne ideologische Scheuklappen die Situation in Deutschland sowie in den Herkunftsstaaten – und warnt nachdrücklich vor den Gefahren, die mit einem Scheitern des aktuell stattfindenden Großexperiments Zuwanderung verbunden sind. In der vorliegenden, aktualisierten und erneut erweiterten Neuauflage seines Standard-Werks legt Tibi ein besonderes Augenmerk auf ein hierbei viel zu wenig beachtetes Phänomen: Den neuen Antisemitismus in Deutschland.