Dar al Saqi
Dar al Saqi is an award-winning independent publishing house based in Beirut. Founded in 1990, their books cover various subjects including children's and young adults’ for ages between 3 and 18.
View Rights PortalDar al Saqi is an award-winning independent publishing house based in Beirut. Founded in 1990, their books cover various subjects including children's and young adults’ for ages between 3 and 18.
View Rights PortalEin Blick nach links, ein Blick nach rechts, ein rasches Beiseitetreten: Ob man nun im Wald oder im Getümmel der Großstadt steht, ab und zu ist es notwendig, schnell ein Versteck zu finden. Das Böse der Welt, die guten Nachbarn, die Familie, der Alltag und die eigenen Unzulänglichkeiten lösen Fluchtreflexe aus. Da ist gut beraten, wer sich rechtzeitig nach Möglichkeiten des Abtauchens umsieht. Petri Tamminen findet sie fast überall: So ist dem ausgebrannten Unternehmensberater die Flughafentoilette ein seelischer Schutzraum; in der Fischerhütte können verantwortungsvolle Familienväter endlich wieder Schwein sein; auf den Dachboden dringt der Lärm der Welt nur gedämpft herauf; im Trubel der eigenen Geburtstagsfeier hilft es, im Hinterzimmer auszuharren. Auch die Suche nach einer guten Wohnung, einem guten Café, einem guten Buch basiert wohl auf der Sehnsucht nach den Kleiderschrankverstecken der Kindheit. Im Versteck kann man alten Gedanken nachhängen, Augenblicke zur Ewigkeit werden lassen, zur Ruhe und zu sich kommen. Oder sich finden lassen. Danach tritt man gestärkt hervor, setzt ein passendes Gesicht auf und begegnet den Anforderungen mit neuer Gelassenheit.In 42 eigenwilligen Prosastücken, zum Teil melancholiegetränkt, zum Teil mit lakonisch-finnischem Humor gesegnet, wie wir ihn aus seinem Roman Der Eros des Nordens kennen, erschließt uns Petri Tamminen eine ganze Welt voller Verstecke. »Es ist fast unmöglich, in der Not auf ein Versteck zu kommen, das nichts mit dem früheren Leben zu tun hat.«
Gernot Böhme, geboren 1937, war Professor em. für Philosophie an der Technischen Universität Darmstadt, Direktor des Instituts für Praxis der Philosophie e. V. und Vorsitzender der Darmstädter Goethe-Gesellschaft. Im Suhrkamp Verlag sind erschienen: Ethik leiblicher Existenz (stw 1880) und Ästhetischer Kapitalismus (es 2705), sowei eine erweiterte Auflage seines Klassikers Atmosphäre. Essays zur neuen Ästhetik (es 2664). Gernot Böhme verstarb am 20.01.2022.
Heiligabend nach Ladenschluß, die letzten Kunden sind mit Geschenken nach Hause geeilt. Jetzt beginnt für die Putzfrau Maria die Schicht; im Personalraum begegnet sie Josef, dem Mann von der Wach- und Schließgesellschaft. Zunächst zögernd erzählen sie einander aus ihrem Leben – Komisches mischt sich mit Tragischem, Gegenwart mit Vergangenheit, Härte mit Sentimentalität.Dieses »Weihnachtsmärchen für Erwachsene« (Darmstädter Echo) wurde 1980 im Wiener Volkstheater uraufgeführt, in 21 Sprachen übersetzt und steht weltweit auf den Spielplänen. In der Neufassung von 1998 wird Josef, der alte Kommunist, angesichts des Untergangs der Sowjetunion zum letzten Mohikaner des Sozialismus, während Maria, die einmal Tingeltangel-Tänzerin war, ihrem Sohn und ihrer Schwiegertochter nur noch auf die Nerven geht. Zwei ältere Menschen an Heiligabend mitten in der Warenpracht eines Kaufhauses: übriggeblieben, lächerlich geworden. Wenn da nicht die Liebe wäre.
Im Jahr 1955 stand Arno Schmidt ohne Verleger da, wurde wegen Gotteslästerung und Pornographie angezeigt und mußte sich von einem Saarburger Amtsrichter befragen lassen. Seinen eben geschriebenen Roman Das steinerne Herz wollte er eigentlich nicht mehr veröffentlichen. Die spärlichen Einnahmen erschrieb Schmidt sich mit Zeitungsartikeln, bis endlich die erste Rundfunksendung angenommen wurde. Nachdem Auswanderungs- und vielerlei Umzugspläne gescheitert waren, fanden sich Arno und Alice Schmidt am Ende des Jahres in Darmstadt wieder. Hier vertieften sich die Bekanntschaften mit dem Maler Eberhard Schlotter und mit Schriftstellerkollegen. Inspiriert von der ihm wenig sympathischen Atmosphäre der Darmstädter »Künstlerkolonie«, schrieb Arno Schmidt das Capriccio Tina oder über die Unsterblichkeit. Alice Schmidt erweist sich in diesem Tagebuch als treue Chronistin des schwierigen Schriftstelleralltags, aber auch als optimistische, stets ermunternde Gefährtin ihres Mannes, der an den zahlreichen Hürden, die sich ihm in den Weg stellten, schneller verzweifeln wollte als sie selbst.
»Warum leben wir nicht, wo wir doch wissen, daß wir nur ein einziges Mal da sind, nur ein einziges und unwiederholbares Mal, auf dieser unsagbar herrlichen Welt!« Balz Leuthold wollte nie »gewöhnlich« sein, doch Außergewöhnliches hat er kurz vor seinem dreißigsten Geburtstag nicht vorzuweisen. Nun will er am Berg erzwingen, was ihm in Kunst und Literatur nicht gelang: die heroische Tat, die endlich sein »Dasein« in ein echtes »Leben« verwandelt. Mehr als siebzig Jahre nach Erscheinen ist diese frühe Erzählung von Max Frisch jetzt wieder zugänglich. Drängend und ungeschliffen noch begegnet bereits hier die Frage nach der biographischen Identität, die sein gesamtes Schaffen prägen sollte: Was macht ein erfülltes Leben aus? »Finden wir heraus, warum Frisch diese höchst ungewöhnliche und äußerst dichte, meisterhafte Erzählung verbannt hat, welche Züge seiner Figur ihm peinlich waren? Die Antwort kommt in diesem Buch tatsächlich aus der Stille; jeder Leser wird durch seine eigenen Lektüre eine für sich zutreffende finden. Diese Lektüre schafft man in wenigen, besonders lohnenden Stunden.« Andreas Müller, Darmstädter Echo
Auf der Suche nach der Welt von gestern hat ein breites Publikum die Kunstmuseen neu entdeckt. Die Begegnung mit den Kunstwerken ist eine Begegnung mit den Zeugnissen früherer Lebenskulturen; lange entrückte Erfahrungen und Visionen werden noch einmal vor dem Auge des Betrachters lebendig. Das Hessische Fernsehen hat die wichtigsten Werke aus hessischen Kunstsammlungen ausgewählt und stellt sie wöchentlich in Entdeckungen in hessischen Museen vor. Vorliegender Band versammelt diese Beiträge. Renommierte Kunsthistoriker laden ein zu diesem Bummel durch Frankfurter, Darmstädter, Kasseler und Wiesbadener Museen. 100 Kunstwerke aus fünf Jahrhunderten europäischer Kunstgeschichte, ganzseitig und in Farbe gedruckt, werden in interpretierenden Texten vorgestellt. Bevorzug wurde dabei das „erzählende“ Bild, dessen künstlerische Idee anhand von sorgsamen Detailschilderungen aufgedeckt wird. Neben den großen Meistern der Malerei wurden auch entdeckenswerte Zeitgenossen eingeordnet, deren Bilder zum ersten Mal beschrieben werden. Ein Anhang stellt die besuchten Museen vor: die Kasseler Galerie im Schloß Wilhelmshöhe und die Neue Galerie in Kassel, das Universitätsmuseum in Marburg, das Städelsche Kunstinstitut und Goethehaus mit Goethe-Museum in Frankfurt am Main, das Hessische Landesmuseum und Schloßmuseum in Darmstadt.
Von den frühen Anekdoten bis zur autobiographischen Rede im Jahr 2001 führt diese Auswahl der kürzeren Prosa Volker Brauns. Der Kenner des Werks wird in ihr zahlreiche bei Suhrkamp noch ungedruckte Texte finden; und demjenigen, der sich erst mit diesen Texten des Büchnerpreisträgers des Jahres 2000 zu beschäftigen beginnt, mag diese Sammlung ein idealer »Einstieg« sein. Sie enthält so wesentliche Texte wie den Bodenlosen Satz, der die Summe der Erfahrung des Scheiterns des »frühen, rohen Sozialismus« zieht, und Die vier Werkzeugmacher, das komisch-grausame Lehrstück vom Irrewerden an der angemaßten menschlichen Identität. Zwischen beiden stehen die merkwürdigen, vorgreifenden Parabeln vom Frühjahr 1989: Wie es gekommen ist, Texte von kafkaesker Zartheit und Kraft. Nach allem aber, am Ende des Jahrtausends, fragt eine kleine, harte Erzählung: Was kommt? Brauns Schreiben, als Versuch, die Gründe von Beharrung und Veränderbarkeit in unserer Wirklichkeit zusammenzudenken und Möglichkeiten der Freiheit zu erkunden, ist immer auch Arbeit für morgen.Die Darmstädter Akademie verlieh den Büchner-Preis »dem Dichter, der mit Erbarmen und Witz eine lebendige Chronik seiner geschichtlichen Welt geschaffen« und »die Sprache und die Formen der philosophischen Epoche der deutschen Literatur erneuert und verwandelt hat«.