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View Rights PortalEmile Durkheim untersuchte 1893 die Theorie der Arbeitsteilung daraufhin, ob sie tatsächlich zu gesellschaftlicher Integration und der Solidarität der verschiedenen Gruppen führen würde. Klassenkämpfe und ökonomische Krisen nährten seinen Verdacht, daß der vertragliche Interessenausgleich dazu nicht hinreiche, solange sich die Arbeitsteilung nicht bereits innerhalb einer integrierten Gesellschaft vollziehe. Genau dies setzt aber für Durkheim die Existenz einer gemeinsamen Moral voraus, die als Grundsatz und Leitlinie einer gerechten Gesellschaftsordnung dienen muß und die nicht rein vertraglich herzustellen ist. Durkheim hatte damit ein klassisches Argument formuliert, das die Bedeutung und Eigenständigkeit gesellschaftlicher Integration gegenüber den divergierenden Einzelinteressen betonte und die stets gesellschaftlich vermittelte und vermittelbare Moral zum zentralen Thema soziologischer Theoriebildung erhob.
»Es gehört zu den größten Mängeln fast aller Theorien der Demokratie, mit erstaunlicher Hartnäckigkeit immer wieder zu vergessen, dass die meisten Mitglieder des von ihnen lauthals beschworenen Souveräns stets auch arbeitende Subjekte sind.« Welche Rolle spielt die Organisation von Arbeitsverhältnissen für die Bestandssicherung eines demokratischen Gemeinwesens? Das ist die Frage, der Axel Honneth in seiner neuen großen Monographie nachgeht, deren Schlüsselbegriffe »gesellschaftliche Arbeit« und »soziale Arbeitsteilung« sind. Seine zentrale These lautet, dass die Teilnahme an der demokratischen Willensbildung an die Voraussetzung einer transparent und fair geregelten Arbeitsteilung gebunden ist. Honneth begründet zunächst, warum es gerechtfertigt ist, die Arbeitsverhältnisse auf ihre Demokratieverträglichkeit hin zu prüfen. Dann zeichnet er die Entwicklung der Arbeitsbedingungen seit dem Beginn des Kapitalismus im 19. Jahrhundert nach. Fluchtpunkt dieses mit eindrücklichen literarischen Zeugnissen illustrierten historischen Streifzugs, der unter anderem in die Welt der Landarbeiter, der – zumeist weiblichen – Dienstboten und der ersten Industriearbeiter führt, ist die Vermutung, dass die heutigen Arbeitsverhältnisse zunehmend die Chancen zur aktiven Teilnahme an der demokratischen Meinungs- und Willensbildung untergraben. Daher wird im letzten Teil des Buches umrissen, an welchen Scharnierstellen eine Politik der Arbeit heute anzusetzen hätte, um den sich abzeichnenden Missständen entgegenzuwirken und zu einer dringend benötigten Neubelebung demokratischer Partizipation beizutragen.
Mit »Natur« haben die Sozialwissenschaften nie viel anfangen können. Man überließ das Nachdenken über die Natur den Naturwissenschaften und ihre Aneignung den technischen Disziplinen. Es wird aber zunehmend deutlicher, daß diese Arbeitsteilung zwischen Natur und Sozialwissenschaften den ökologischen Verhältnissen nicht gerecht wird. Erst der Blick auf die symbolische Aneignung der Natur, auf die Kommunikation, die diese ermöglichen und durch sie ermöglicht werden, macht das gesellschaftliche Naturverhältnis sichtbar. Diese These wird – im Rückgriff auf die symbolische Anthropologie und die politische Ökonomie – an Phänomenen wie Eßtabus und Fastfood, Kannibalismus und Vegetarismus, romantischem und industriellem Naturverhältnis, Naturkostbewegung und industrieller Ausbeutung der Natur entfaltet.
Die in diesem Band versammelten Aufsätze von Jürgen Habermas beschäftigen sich mit der stets aktuellen und strittigen Frage nach der Rolle der Philosophie im Prozeß der Generierung von Wissen. Ausgehend von den vermeintlichen »Meisterdenkern« Kant und Hegel, stellt Habermas in der ersten Abhandlung die Frage nach dem angemessenen Begründungsmodus der Philosophie, entwickelt in der zweiten anhand von Lawrence Kohlbergs Theorie der Moralentwicklung ein Modell für das Zusammenspiel von empirischer Forschung (Psychologie) und hermeneutischer Rekonstruktion (Philosophie), um in der dritten Abhandlung dann das Begründungsprogramm der Diskursethik unter besonderer Berücksichtigung der Transzendentalpragmatik Karl-Otto Apels zu skizzieren. Der Band schließt mit dem titelgebenden Aufsatz, der zeigt, wie eine gelungene Arbeitsteilung zwischen hermeneutischen und empirischen Wissenschaften konkret aussehen könnte.
Im ersten historischen Teil seiner Arbeit (Kapitel 1-4) rekonstruiert Giddens die klassische – vor allem die Marxsche – Klassentheorie sowie die ebenso klassische Kritik an ihr, die von Marx Weber. Nachdem er weitere zeitgenössische Kritiken der Klassentheorie dargestellt hat (Dahrendorf, Aron, Ossowski), unterzieht er seinerseits die dargestellte Kritik der marxistischen Klassenanalyse einer Kritik. Im zweiten systematischen Teil (Kapitel 5-7) versucht er sodann eine aktuelle Reformulierung der Klassentheorie. Deren zentrale Begriffe sowie die Beziehungen zwischen ihnen werden präzisiert und auf ihren Geltungs- und Anwendungsbereich hin überprüft; die Begriffe der Klasse, der Arbeitsteilung, des Klassenkampfes, der produktiven und unproduktiven Arbeit als klassenanalytisches Unterscheidungskriterium, der Ausbeutung, des Klassenbewußtseins u. a. Im dritten Teil schließlich (Kapitel 8-15) wendet er sein Konzept der Klassenstruktur auf die gegenwärtigen Entwicklungen in kapitalistischen (USA, Großbritannien, Frankreich, Japan) und staatssozialistischen Gesellschaften (UdSSR, Polen, CSSR, Jugoslawien) an. Eine differenzierte Untersuchung der »unterschiedlichen« sozioökonomischen, politischen und kulturellen Situation in den jeweiligen Ländern führt schließlich zu einer Kritik an der sogenannten Konvergenztheorie.
Es sind bekanntlich nicht die Maschinen, die Maschinen einstellen, sondern Menschen, die Maschinen bauen und einsetzen. Daher ist es nicht länger hinzunehmen, daß Maschinen die Lebensverhältnisse zunehmend verschlechtern, obwohl sie im Ursprung dazu gedacht waren, diese zu verbessern. Selbst in den reichsten Ländern ist von Lebenserleichterung durch Technik nicht mehr viel zu merken: Der kreative Computerdienstleister fristet das Dasein eines biblischen Tagelöhners; die High-Tech-Ärztin schreibt Gutachten über die Almosenberechtigung kranker Unterstützungsempfänger; jede Modernisierung der Produktion bedeutet Massenentlassungen statt Arbeitszeitverkürzung. Aber nicht einmal den Anschluß an diese noch vergleichsweise luxuriösen Formen des Jammers gönnt man den ärmeren Gegenden; dorthin wird bloß alles ausgelagert, was man mit den Lohnabhängigen des Westens einstweilen noch nicht machen kann. Wie soll man die Maschinen stürmen, um sie in Besitz zu nehmen? Kann man die moderne Arbeitsteilung beibehalten, aber die Hierarchien, Abhängigkeiten und das Unrecht loswerden, die an ihr kleben? Was haben die Industrie, der von ihr geschaffene Reichtum und der von ihr ausgeworfene Schmutz mit Freiheit zu tun? Der Essay Maschinenwinter riskiert eine literarische, politische, polemische und spekulative Phantasie darüber, wie man mit Technik Geschichte machen könnte.
Besteht eine Beziehung zwischen Wahrheit und Geld? Kann man von einem Preis der Wahrheit sprechen? Anders als die Sophisten, die einen Preis für ihre Lehren festsetzen, spricht Sokrates ohne Bezahlung. Doch nimmt er Geschenke an, die der von ihm angebotenen Gabe entsprechen. Er muß es sogar, wie Aristoteles versichert, weil Wissen und Geld kein gemeinsames Maß besitzen. Gibt es also Verbindlichkeiten, die sich keinem Vertrag verdanken, und Güter, die sich jedem Marktwert entziehen? Gibt es ein soziales Band diesseits von Gesetz und Geld? Marcel Hénaffs Studie zeigt, daß sich eine Antwort auf diese Fragen nur diesseits der eingespielten Arbeitsteilung zwischen ökonomischen und moralischen Diskursen finden läßt. Im Anschluß an die anthropologischen Forschungen von Marcel Mauss lokalisiert er die Quelle des Sozialen in dem elementaren Austausch von Gabe und Gegengabe. Doch was heißt »Geben«? Bedeutet es, »irgend etwas« anzubieten? Und woher kommt seine Kraft der Verbindlichkeit, warum fordert es dazu auf, die Gabe zu erwidern? Die anthropologische und ethnologische Forschung lehrt uns, daß die Antwort nicht mit Blick auf die gegebene Sache zu finden ist. Geben ist ein Akt der Anerkennung, der seinerseits Anerkennung fordert. Diese Einsicht entfaltet Hénaff am Phänomen des Opfers, der Schuld und der Gnade ebenso wie an den Strukturen des Geldverkehrs und des Marktes. In einer tour de force durch die europäische Geistesgeschichte analysiert er die religiösen und rechtlichen, die moralischen und ökonomischen Transformationen des Gabentauschs von Sokrates und den Sophisten bis in die Gegenwart.
Angehörige der sozialen Unterschicht sind in der Klientel der Psychoanalyse deutlich unterrepräsentiert. Dies wurde vielfach durch ein Krankheitsverständnis dieser sozialen Gruppe zu erklären versucht, das in erster Linie an körperlichen Beschwerden orientiert ist. Da ein organisches Krankheitsverständnis die notwendige Mitarbeit im therapeutischen Prozeß erschwert, konnte gefolgert werden, daß diese Patienten nicht psychoanalytisch behandelbar seien. Auch ihre psychische Struktur und ihr Sprachgebrauch erschienen als kaum überwindbare Hindernisse. Eine aus Psychoanalytikern und Soziologen bestehende Arbeitsgruppe am Frankfurter Sigmund-Freud-Institut hat psychoanalytische Erstinterviews und Behandlungen von Patienten aus der sozialen Unterschicht untersucht, um zu klären, welche spezifischen Probleme im therapeutischen Prozeß auftreten und ob diese eine Behandlung mit den Mitteln der psychoanalytischen Technik verhindern. Als wesentlich erwies sich das Verhältnis von innerpsychischer und gesellschaftlicher Realität. Arbeitsteilung und gesellschaftliche Herrschaftsverhältnisse treten hier als »soziale Distanz« zwischen Patient und Arzt in Erscheinung. Dies kann dazu führen, daß die psychische Situation des Patienten durch äußere Gegebenheiten verdeckt wird: so etwa, weil der Patient seine Realität (die er eng mit den eigenen Phantasien verknüpft) als schwer durchschaubaren Widerstand gegen die Therapie benutzt, oder, weil der Analytiker diese für ihn ungewohnte soziale Realität nicht hinterfragt. Ein therapeutisch wirksames Gespräch setzt voraus, daß der Patient die Welt seines inneren Erlebens zum Ausdruck bringen kann, aber es setzt nicht voraus, daß dies in der Sprache der Mittelschicht geschieht. Gelingt es dem Analytiker, mit den besonderen Problemen, die sich in der Arbeit mit dieser Klientel ergeben, angemessen umzugehen, so unterscheiden sich die zutage tretenden psychischen Konflikte und die sich daraus ergebenden Konstellationen des psychoanalytischen Pr