Roman
Als Urania Cabral nach langen New Yorker Exiljahren nach Santo Domingo zurĂŒckkehrt, auf die Insel, die sie nie wieder betreten wollte, findet sie ihren Vater stumm und im Rollstuhl vor. Der einstige SenatsprĂ€sident und GĂŒnstling des Diktators blickt sie auf ihre schweren VorwĂŒrfe nur starr an, und Urania bleibt allein mit ihren Erinnerungen an die Zeit der WillkĂŒr â und an ein ungeheuerliches Geschehen.Mit ihr kehren wir zurĂŒck ins Jahr 1961, als die dominikanische Hauptstadt noch Ciudad Trujillo heiĂt. Dort herrscht ein Mann, der nie schwitzt, mit absoluter Macht ĂŒber drei Millionen Untertanen, nackte Gewalt ausĂŒbend, wo sie ihm nutzt, Charme und intellektuelle ĂŒberlegenheit ausspielend, wo er die Gebildeten und die Oberschicht ins KalkĂŒl zieht. Uranias Vater ist da nur eine Schachfigur im perfiden Spiel des Diktators.WĂ€hrend der »GroĂe WohltĂ€ter«, der fast das ganze Land in seinen persönlichen Besitz gebracht hat, MilitĂ€r, Kirche, amerikanische Botschaft im Schach zu halten vermeint, sind seine AttentĂ€ter lĂ€ngst unterwegs â ohne ihrerseits zu ahnen, daĂ in ihrem RĂŒcken ein machiavellistischer Machtwechsel im Gange ist.Im eisigen Zentrum von Vargas Llosas Roman steht die nur allzu reale Gestalt des General LeĂłnidas Trujillo, genannt »Der Ziegenbock«. Doch der Blick des Schriftstellers dringt unter die historische Haut, macht uns zu Zeitgenossen, zu Mitwissern. Den Verschwörern mit ihrer brennenden Begierde, ihren DemĂŒtiger zu beseitigen, den intelligenten Politschranzen und den Opfern gibt der ErzĂ€hler seine eindringliche Stimme. Und er schĂŒrzt den dramatischen Knoten so gekonnt, daĂ diese Psychographie der Macht und ihrer Verheerungen wie ein Thriller zu lesen ist.